Benita's Blog

24.04.2024 | Blick hinter die Lernblockade

Individuelles Hörtraining nach Benaudira

Hinweis: Die BENAUDIRA Methode ist ein reines Wahrnehmungstraining und ist nicht medizinischer Natur. Die Anwendung des Hörtrainings kann keine ärztliche Diagnose oder Therapie ersetzten. Medizinisch relevante Symptome müssen immer ärztlich abgeklärt werden.

 

Grundgedanke eines Hörtrainings

Eigentlich ist es ein Gehirntraining und kein Hörtraining. Das Training passiert auf neuronaler Ebene und ist ein Lernprozess. Alles, was wir nicht gelernt haben, können wir später durch üben nachlernen. Jeder kann lernen, feiner zu hören. Das macht z.B. jeder Musiker, Dirigent usw. Die Wahrnehmung wird durch ein Hörtraining verfeinert.

Aber, es wird nichts Medizinisches gemacht und das Hörtraining ersetzt auch keinen Ohrenarzt.

 

Auditive Wahrnehmung

Oft fällt es einem gar nicht auf, wenn man nicht gut hört. Doch dem Umfeld schon und du wirst vielleicht sogar darauf angesprochen. Sobald das Thema im Raum steht, achtest du mehr darauf und merkst, es könnte doch ein Körnchen Wahrheit dahinterstecken Im Idealfall machst du einen Termin beim HNO-Arzt und lässt es abchecken. Dieser stellt fest, dass du „normal“ hörst und mit deinen Ohren alles in Ordnung ist. Du bist erleichtert.
Doch du merkst trotzdem immer mal wieder, dass da irgendetwas nicht ganz in Ordnung ist. Wie kann das sein?

 

 

Hörkurven und was sie erzählen

Es gibt eine „optimale“ Hörkurve (nach Tomatis). Eines vorweg: niemand hat eine optimale Hörkurve. Im Idealfall folgt deine Hörkurve der optimalen Hörkurve oder ihr Verlauf ist zumindest ähnlich. Eine Audiogramm (das Bild einer Hörkurve) weist auch immer 2 Kurven auf, eine für das rechte Ohr und eine für das linke Ohr.

Der Bereich „normalhörend“ weisst eine grosse Spanne auf. Doch eine Hörkurve in diesem Bereich kann alles ander als optimal verlaufen. Es kann sein, dass …

  • du eine linke Ohrdominanz hast. Bedeutet, du hörst links viel feiner („besser“) und brauchst länger für eine Reaktion. Es sind messbare Verzögerungen (das ist sehr anstrengend), da der Schall und somit auch die Hörverarbeitung einen längeren Weg ins Hörzentrum im Gehirn braucht.
  • du eine grosse Abweichung von der optimalen Hörkurve hast
  • du Überschneidungen deiner beiden Hörkurven (linkes und rechtes Ohr) hast, was sich meist ungünstig auswirkt. Häufig sind diese Kinder nervös & unruhig, haben oft Silbendreher und es kann sich auch in einer Rechenschwäche zeigen (denn das räumliche Hören ist erschwert).
  • dein Tieftonbereich sehr sensibel ist (bedeutet du hörst „zu viel“ in diesem Bereich). Du hörst viel Störlärm, mehr als andere. Deine Konzentrationsspanne ist eher klein. Du verstehst die Sprache viel leiser (aufgrund des lauten Störlärms). Das ist eine grosse Herausforderung, denn bereits schon bei einer geringen Abweichung zur Normalkurve verdoppelt sich die Lautstärke.
  • du eine Senke bei 6000Hz oder 8000Hz hast. Das ist meist ein Hinweis auf Stress und kann oft innerhalb von Tagen passieren (alles, was belastet, Unfall, Tod, …). Auch chronischer Stress (zu hohe Anforderungen, Mobbing, demütigende Beziehung, etc.) zeigt eine Senke in diesem Bereich.
  • du eine Senke bei 2000Hz oder 3000Hz hast. Das kann ein Hinweis auf Blockaden im Halswirbel sein (Geburtsschwierigkeiten wie Saugglocke, Zange) oder muskuläre Verspannungen bis hin zu Nackensteifheit. Oft zeigt sich das auch bei zu viel Bildschirmzeit. Hier hilft der Besuch beim Osteopathen.
  • du eine Senke bei 1000Hz oder 1500Hz hast, bedeutet eine schlechte Tiefensensibilität. Das wird vermehrt bei Jugendlichen festgestellt (wg. zu viel Bildschirmnutzung) und hat natürlich auch Auswirkungen auf die Dopaminausschüttung.
  • deine Hörkurve eine Mulde aufweist. Das ist ein Hinweis auf ein nicht mehr intaktes Trommelfell. Hier stimmt etwas mit der Belüftung nicht, meist ist die Eustachsche Röhre auch betroffen.
     

WICHTIG! Eine Hörkurve ist keine Kristallkugel. Aber es können mögliche Ursachen sein.

 

Ablauf einer Hörwahrnehmungstestung:

Wie gut hört jedes einzelne Ohr

Für mein Testgerät habe ich einen speziellen, enganliegenden Kopfhörer, der genau darauf kalibriert (abgestimmt) ist. Für die Hörkurven-Testung kann ich über das Testgerät manuell einen Ton auslösen. So teste ich mich durch die Frequenzen durch (hohe & tiefe Töne), bis man nichts mehr hört.

Im ersten Teil teste ich jedes Ohr einzeln. Meist zuerst das rechte Ohr und anschliessend das linke oder umgekehrt. Der Fachbegriff dafür lautet: monaurale Audiometrie.

Manchmal braucht es eine Pause zwischen den Tests, denn diese sind anstrengend, weil man so genau hinhören muss. Ich habe die Testung bereits mehrmals bei mir durchführen lassen und weiss, wie anstrengend es ist.

 

Richtungshören – wie arbeiten beide Ohren zusammen

Im zweiten Teil teste ich, wie gut beide Ohren zusammenarbeiten. Hier löse ich über mein Testgerät die Töne entweder nur auf dem linken oder dem rechten Ohr aus oder auf beiden gleichzeitig. Der Proband zeigt mir durch Aufzeigen mit der Hand an, auf welcher Seite er den Ton hört.
Der Fachbegriff für diese Testung lautet: Binaurale Audiometrie.

Wenn das Richtungshören nicht gut funktioniert, muss sich das Kind viel stärker konzentrieren, um etwas zu verstehen. Oft haben diese Kinder auch Probleme mit dem Sprachverständnis.

Ein Beispiel dazu: Ein Klassenzimmer (sowie auch jeder andere Raum) reflektiert den Schall. So ist auch der Zeitablauf des Schalles immer anders, je nachdem, wo das Kind sitzt. Wenn nun das Richtungshören nicht optimal funktioniert, kann das Kind mitunter den Lehrer nur ganz schwer verstehen. Deshalb ist es bei Kindern mit Problemen beim Richtungshören umso wichtiger zu schauen, wo der feste Platz im Klassenzimmer ist.

Oft haben diese Kinder auch Probleme in der Mathematik, denn die Raumwahrnehmung kann nicht optimal funktionieren, wenn beide Ohren nicht zusammenarbeiten.
Wie bereits im Beitrag „Was steckt hinter einer Lernblockade“ beschrieben, leiden diese Kinder meist auch unter Gleichgewichtsstörungen.

 

Sprachlaute richtig erkennen

Beim letzten, dem Dichotischen Hörtest, hört man verschiedene sinnfreie Silben, die man nachsprechen muss. Entweder auf jedem einzelnen Ohr oder mit beiden zusammen. Es sind sinnfreie Silben, so dass eine Worterkennung ausgeschlossen wird. Diese Silben sind ausschliesslich aus den deutschen Sprachlauten entnommen.

Dieser Test zeigt auf, ob die Sprachlaute akustisch richtig erkannt und somit auch korrekt nachgesprochen werden.

 

 

Wie weiter? Was passiert nach der Testung?

Direkt im Anschluss an die Testung, zeige und erkläre ich dir deine Ergebnisse und die gemessenen Werte. Anschliessend besprechen wir das weitere Vorgehen. Kommt ein Hörwahrnehmungstraining für dich oder dein Kind in Frage?

Wenn ja, werde ich die gemessenen Ergebnisse Benaudira zusenden und dort wird eine individuelle, an die Hörkurve des Klienten abgestimmte Trainingsmusik erstellt. Diese kann auf Wunsch als CD geliefert werden oder auch in der BENAUDIRA-PLAYER-APP als Download heruntergeladen werden.

Wie läuft ein Hörtraining ab?

Du hörst deine Trainingsmusik nach deinem individuellen Hörplan, der dir zusammen mit der Audio geliefert wird. Meist sind es 6 Tage die Woche und ein Tag ist Pause. Ein einzelnes Hörtraining dauert ungefähr 10 Minuten.
Am ersten Tag beginnst du mit dem Titel 1, am zweiten Tag Titel 2 usw.

Damit das Hörtraining gut wirken kann, hörst du dir die Trainingsmusik idealerweise in Ruhe an. Am besten legst du dich entspannt hin und achtest darauf, dass du nicht abgelenkt wirst.

Wenn sich dein Kind die Trainingsmusik hören soll und sich dabei unsicher fühlt, bleib bei ihm. Ihr dürft zusammen kuscheln, macht es euch gemütlich. Ich habe meinen Sohn „bestochen“, indem ich ihm am Anfang, während dieser 10 Minuten die Füsse massiert habe 😉

 

 

Weshalb brauche ich extra Kopfhörer für das Hörtraining?

Es werden Kopfhörer benötigt, die den Klang möglichst neutral und unverändert weitergeben. Ein individuelles Hörtraining wird genau an deine Hörkurve angepasst und spielt gezielt in gewissen Frequenzbereichen Musik ab, die auf dich abgestimmt ist.
Da aber die meisten Kopfhörer Einfluss auf die Musik nehmen, z.B. wird meist der Bassbereich überbetont, sind solche Kopfhörer für das Hörtraining ungeeignet.

Benaudira hat mit grossem Aufwand etliche Kopfhörer auf ihre Tauglichkeit für das Training überprüft und eine Kopfhörerliste erstellt. Zwei davon habe ich auch immer bei mir an Lager.

Wenn du die Trainingsmusik über dein Mobiltelefon hören möchtest, es aber keinen Kopfhöreranschluss hat, gibt es im Handel Adapter dafür.

Funkkopfhörer sind auch nicht geeignet, da es in jedem Haushalt oder benachbarten Wohnungen so viele Geräte gibt, die über Funk (Bluetooth / WLAN) verwendet werden. So kann es leicht passieren, dass der Klang eines Funkkopfhörers davon beeinflusst wird.

 

 

Dauer eines Hörtrainings

Damit ein Hörtraining nachhaltig wirken kann, dauert es meist 8 bis 12 Monate mit mindestes 3 bis ca. 5 aufeinanderfolgende verschieden Trainingsmusik-Audios.
Ein Hörtraining dauert so lange, weil das Gehirn wieder lernen darf, gewisse Töne wahrzunehmen. Es ist ähnlich, wie wenn man etwas neues lernt. Zuerst hat man „keine Ahnung“, doch wenn man es immer wieder hört und sich damit beschäftigt, kennt man es irgendwann und nach einer gewissen Zeit wird es verinnerlicht bzw. automatisiert.

Ein einzelnes Hörtraining dauert meist zwischen 8 und 12 Wochen. Anschliessend wird wieder getestet, um zu schauen, wie viel sich bereits verändert hat.  Wieder wird eine individuelle auf dich angepasste Trainingsmusik hergestellt, die du ungefähr die nächsten 12 Wochen hörst. Darauf folgt die nächste Testung, usw.

 

 

Kosten eines Hörtrainings

Eine einzelne Hörtestung kostet CHF 130.-. Diese wird ca. alle 8 bis 12 Wochen wieder durchgeführt, um zu überprüfen, was sich bereits verändert hat und was angepasst werden darf. Bis das gesamte Hörtraining durch ist, brauchen wir ca. 3-5 Hörtestungen.
Wenn du die Trainingsaudios auf deinem Telefon oder Tablet hören möchtest, kannst du dir die Benaudira-App herunterladen. Deine individuellen Audios kannst du dort downloaden. Die App kostet: EUR 12.-. Jede Trainingsmusik kostet ca. EUR 56.-. Davon brauchst du je nach Dauer des gesamten Hörtrainings 3 bis 5. Ein passender Kopfhörer kostet zwischen ca. CHF 38.-.


 

Was ist sonst noch zu beachten?

Bitte höre in dieser Zeit möglichst nicht mit In-Ear-Kopfhörer Musik hören (ipods), ansonsten kann die Wirkung des Hörtrainings gestört werden.

Ist das Hörwahrnehmungstraining auch für Erwachsene geeignet?

Ja, das Hörwahrnehmungstraining ist natürlich auch für Erwachsene geeignet. Da auch mit zunehmendem Alter mögliche Hörbeeinträchtigungen auftreten können, kann man mit einem Hörtraining einiges auffangen und auch entgegenwirken.

 

 

Wenn du das Gefühl hast, dass etwas nicht ganz stimmt mit deinem Kind oder etwas aus dem Blogartikel auf dein Kind zutrifft, dann melde dich bitte bei mir.
Ich führe einen Hörwahrnehmungstestung durch und anschliessend besprechen wir die Ergebnisse gemeinsam und entscheiden, ob ein Hörtraining sinnvoll ist.

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