Benita's Blog
Lernen im richtigen Zustand: Der Vagus-Nerv als Schlüssel
Lernen im richtigen Zustand: Der Vagusnerv als Schlüssel
Letzte Woche war ich an einem Vortrag zum Thema Vagusnerv. Dabei wurde mir wieder einmal bewusst, wie sehr unser Gehirn unser Wohlbefinden beeinflusst – und wie eng der Zusammenhang mit Lernen und Schule verknüpft ist. Deshalb schreibe ich heute diesen Blog-Artikel für dich.
Was ist der Vagusnerv und warum ist er wichtig?
Der Vagusnerv ist ein zentraler Bestandteil unseres Nervensystems und der längste Nerv des Körpers. Er erstreckt sich vom Gehirn bis zum Bauchraum und spielt eine entscheidende Rolle bei der Steuerung vieler vitaler Funktionen, wie der Atmung, der Herzfrequenz und der Verdauung. Besonders wichtig ist seine Funktion als Teil des parasympathischen Nervensystems, das für Entspannung und Regeneration sorgt.
Wenn der Vagusnerv aktiviert wird, hilft er dem Körper, Stress abzubauen, das Herz zu beruhigen und den Körper in einen Zustand der Erholung zu versetzen. Er sorgt dafür, dass wir uns nach stressigen oder herausfordernden Situationen wieder beruhigen können. Diese beruhigende Wirkung des Vagus-Nervs ist besonders für unsere mentale und körperliche Gesundheit von grosser Bedeutung.
(Diese kurze Zusammenfassung habe ich mit Hilfe von ChatGPT erstellt).
Nun muss ich etwas ausholen, damit du anschliessend den Zusammenhang vom Vagusnerv und Lernen leichter verstehst.
Drei Bewusstheitszustände
Es gibt grob zusammengefasst drei grundlegende Bewusstheitszustände:
- 1. Es geht mir gut
Alles ist paletti! Ich fühle mich wohl, bin interessiert an der Welt und meinen Mitmenschen. Ich bin kreativ und produktiv, und das Wichtigste hier:
Ich fühle mich sicher.
- 2. Ich stehe unter Stress
Ich fühle mich unbehaglich, ängstlich, wütend. Die Welt erscheint mir gefährlich, ich nehme meine Mitmenschen und meine Umwelt als unfreundlich wahr. Ich kann mich nicht mehr gut konzentrieren, meine Aufmerksamkeit lässt nach und ich habe Schwierigkeiten, mich mit anderen zu verbinden. Das Gefühl von Gefahr entsteht und ich fühle mich nicht mehr sicher.
- 3. Ich bin am Boden
Ich weiss nichts mehr, fühle mich verzweifelt und hoffnungslos. Ich bin zu müde zum Denken und Handeln und habe Schwierigkeiten, mit meinen Mitmenschen in Kontakt zu bleiben. Der Zustand ist: es geht gar nichts mehr. Ich bin völlig erschöpft.
Für diese drei Zustände sind in unserem Gehirn verschiedene Bereiche zuständig. Doch darauf gehe ich hier nicht weiter ein. Nur so viel: Sie beeinflussen unser Gehirn und unsere Fähigkeit zu lernen und zu handeln.
Zur Verdeutlichung nutze ich gerne das Ampelsystem.
Ampelsystem als Visualisierung:
- Grüner Bereich: Sicherheit
Alles ist gut! Ich bin bei mir, offen für die Welt und kann mich mit anderen unterhalten. Mein Atem ist ruhig, der Puls langsam und ich kann gut auf meine Bedürfnisse hören.
- Oranger Bereich: Gefahr
Ich bin ständig in Alarmbereitschaft und bereit zu kämpfen oder zu fliehen. Kampf oder Fluchtmodus sind aktiviert. Mein Körper schüttet Stresshormone aus, der Atem wird schneller und oberflächlicher, der Blutdruck und Puls steigt, die Muskulatur ist angespannt.
Wer länger im orangen Bereich bleibt, schadet sich und seiner Gesundheit massiv.
- Roter Bereich: Lebensgefahr
Mein System ist offline – ich bin in einer inneren Schutzstarre, im Energiesparmodus, im Shutdown. In diesem Zustand bin ich völlig von der Welt abgeschnitten, kann meinen Alltag nicht mehr bewältigen und fühle mich ausgeliefert. Es geht nur noch ums nackte Überleben.
Hier geht gar nichts mehr!
Verbindung zum Lernen und Schule
- Grüner Bereich:
Ich bin offen für Neues, beteilige mich aktiv (im Unterricht). Ich kann mit kniffligen Situationen gut umgehen, bewältige die Alltagsaufgaben leicht und bin kreativ und motiviert, diese umzusetzten.
Nur hier ist logisches Denken und produktives Lernen möglich!
- Oranger Bereich:
Ich fühle mich nicht mehr sicher und mobilisiere meine Energie zum Kämpfen oder Flüchten. Der Körper reagiert mit einer Flut von Stresshormonen, schneller und flacher Atem und erhöhte Pulsfrequenz. Meine Muskulatur ist angespannt und ich nehme eine Abwehrhaltung ein.
Kommunikation fällt schwer, konstruktive Gespräche sind nicht mehr möglich. Ich neige zu schnellen Verurteilungen und Angriffen.
In diesem Zustand befindet sich oft jemand, der unter Prüfungsangst leidet.
Hier ist logisches Denken nicht mehr möglich!
- Roter Bereich:
Mein System ist komplett heruntergefahren, wie in einem Shutdown. Ich fühle mich innerlich erstarrt, spüre nichts mehr und der Alltag ist kaum zu bewältigen. Der Fokus liegt nur noch auf dem reinen Überleben.
Hier geht gar nichts mehr!
Fazit:
Lernen, Denken, Aufnehmen, Verstehen, Begreifen, Problemlösen, Kombinieren, Analysieren, Kommunizieren, sich austauschen, sozialer Umgang, Zusammenarbeit, usw. sind nur im grünen Bereich möglich. Es braucht Sicherheit, Ruhe und einen ausgeglichenen Zustand, um in einem konstruktiven und produktiven Lernprozess zu bleiben. In den anderen Bereichen (orange und rot) wird das Gehirn in Überlebensmodus versetzt, und die Fähigkeit, Wissen zu verarbeiten und in Kommunikation zu treten, ist massiv eingeschränkt.
Wie gehe ich nun damit um?
Sei dir über diese drei Bewusstheitszustände und deren „Symptome“ bewusst. Das Ziel ist es so oft als möglich im grünen Bereich zu sein. Denn nur hier können wir aktiv, produktiv und empathisch mit unseren Mitmenschen umgehen. Dass das nicht immer möglich ist, ist auch klar. Die Übergänge sind oft fliessend.
Wichtig ist es, dass du deine Gefühle im orangen Bereich zulässt. Aber auch, dass du weisst, wie du dich anschliessend selbst wieder regulieren kannst (oder mit Hilfe von jemandem anders in einer Co-Regulation), um wieder in den grünen Bereich zu kommen.
Im orangen Bereich darfst du alle Gefühle rauslassen, erzählen, wütend sein, usw. Finde dein Ventil, um alles rauszulassen. Am besten durch Bewegung. Geh spazieren oder joggen, tanze, singe, schreie, schlage auf einen Boxsack ein … Es darf alles raus. Vielleicht magst du auch eine gute Freundin anrufen und ihr alles erzählen. Auch das wirkt (zumindest bei mir). Egal wie oder was, finde das, was für dich passt. Es ist wichtig, dass wir alles im Körper spüren, fühlen und denken dürfen.
Unser Körper ist unser Wegweiser. Wir dürfen wieder lernen, auf die Intelligenz unseres Körpers zu vertrauen. Verbinde dich so oft wie möglich mit dir selbst. Denn nur in diesem Zustand kann Selbstheilung entstehen.
Dein eigenes Human Design ist hier sehr hilfreich und unterstützend. Betrachte es als eine Abkürzung, die dir zeigt, wie es leichter gehen darf.
Melde dich gerne bei mir per Mail an: hasler.benita@lernup.li und ich zeige dir, auf was du achten kannst.
Bald entstehen dazu noch weitere Angebote 😉
Jeder Mensch reagiert und handelt ganz unterschiedlich auf verschiedene Situationen im Leben. Auch hier zeigt sich wieder, wie individuell wir doch sind und dass Schule, so wie sie jetzt ist, nicht für alle gleich funktionieren kann.
Unser Nervensystem will uns immer schützen
Der orange Bereich ist per se nichts Schlechtes. Der Körper will immer nur das Beste für uns und will uns schützen. Deshalb reagiert er so. Diese Reaktionen sind tief in uns verankert und führen in die frühe Menscheit zurück, in der wir uns vor Säbelzahntigern und ähnlichen gefährlichen Tieren schützen mussten. Solche gefährlichen Situationen haben wir heute nicht mehr, aber z.B. eine Prüfung kann in einem Kind genau die gleichen Muster hervorrufen.
Deine Haltung beeinflusst dein Wohlbefinden
Auch die Haltung beeinflusst unser Wohlbefinden. Viele von uns laufen und/oder sitzen in gebückter, gekrümmter Haltung. Das macht etwas mit dir und deinem Wohlbefinden.
Machen wir dazu ein kleines Experiment: Setze dich etwas zusammengekrümmt hin, dein Rücken ist gebeugt, lass die Schultern hängen (etwas nach vorne unten hängen lassen), auch den Kopf lässt du hängen und vielleicht auch noch Mundwinkel etwas nach unten ziehen.
Wie fühlst du dich? Spür mal eine Minute so in dich hinein.
Jetzt änderst du deine Haltung. Setze dich aufrecht oder stell dich aufrecht hin, richte dich bewusst auf, gerader Rücken, Schultern etwas nach hinten und setzte ein Lächeln auf (denk an etwas Schönes, dann fällt es dir leichter).
Spür jetzt wieder in dich hinein. Wie fühlst du dich?
Ich finde den Unterschied echt krass. Was so wenig Veränderung in uns bewirken kann.
Und jetzt überleg mal: Welche Haltung nimmst du ein, wenn du auf dein Handy schaust?
Tipp: Vor einem wichtigen Meeting, Gespräch, usw. Nimm dir kurz Zeit für dich alleine. Wenn du auswärts bist, kannst du auch kurz vorher noch schnell auf die Toilette gehen, damit dich keiner sieht. Und jetzt nimm „Siegerpose“ ein. Beide Hände nach oben, Blick nach oben, ein breites Grinsen im Gesicht und dieses Gefühl von „Yeah, ich schaffe das, ich kann das, ich bin gut.“ Nimm hier gerne, was für deine Situation passend ist. Mach das eine Minute lang und du wirst ganz anders in diese Situation gehen.
Noch ein paar persönliche Worte zum Schluss:
Du kannst das Aussen nicht ändern, aber du kannst wählen, wie du auf das Aussen reagierst. Das bedeutet nicht, dass es dir immer gut gehen muss oder dass es dir nie schlecht gehen darf. Es geht vielmehr darum, dass du weisst, was du tun kannst, um wieder in den grünen Bereich zu kommen und dich nicht hilflos der Situation ausgeliefert zu fühlen. Hierbei hilft es dir, zu verstehen, wie der Vagusnerv funktioniert.
Bestimmt hast du auch schon den Begriff „Resilienz“ gehört. Resilienz bedeutet, dass du dich im Alltag selbst regulieren kannst und genau weisst, was du tun musst, wieder in Balance zu kommen.
Dein Notfall-Koffer
Tipp: Stelle dir einen „Notfall-Koffer“ zusammen. Schreibe dir alles auf, was dir gut tut und dir hilft, dich selbst zu regulieren. Vielleicht hilft dir auch ein für dich angenehmer Duft oder etwas anderes, das dich beruhigt. Habe alles griffbereit, damit du im „Notfall“ darauf zugreifen kannst. Denn wenn du bereits in diesem Stress-Zustand bist, fällt es dir schwer, logisch zu denken und dich an deine Strategien zu erinnern.
Hast du Fragen oder möchtest wissen, wie du den Vagus-Nerv für dich nutzen kannst? Melde dich ganz unverbindlich bei mir, ich unterstütze dich gerne.